17. Juni 2023

Christine Barthel ist eine engagierte Gartenbaulehrerin. Die junge Mutter von zwei Kindern kann drei Ausbildungen vorweisen und gemeinsam mit zwei anderen Lehrerinnen für den Schulgarten an der Bernauer Straße zuständig. Zu den Besonderheiten der Waldorfpädagogik gehört die Gartenbaukunde. Die Schüler lernen nicht nur im Klassenzimmer, sondern werkeln neben Projekten und Exkursionen auch wöchentlich zwei Stunden im Schulgarten. Dabei leiten sie ihre Lehrerinnen im Umgang mit Erde und Pflanzen an, bringen ihnen den Mondkalender und ein Bewusstsein für die Ernährungsgrundlage der Menschen nahe. Die im Garten angesiedelten Bienen unterstützen die Befruchtung und liefern neben Honig interessante Einblicke in das Leben der Völker. Barthel hat für den sachkundigen Umgang „en passant“ einen Lehrgang gemacht. Die Insektenfreundlichkeit „ihres“ Gartens ist ihr besonders wichtig und sie achtet bei der Auswahl der angebauten Pflanzen darauf, ihnen Vielfalt und Nahrungsreichtum zu bieten.
„Jedes Kind ist anders und mag andere Arbeiten im Garten“, erzählt unsere Führerin. „Manche lieben es stundenlang zu graben, andere säen oder ernten lieber.“ Die Waldorfpädagogin achtet nicht nur auf die Individualität ihrer Schülern, sondern auch auf ökologischen Anbau. „Wir nutzen alte, samenfeste Sorten, versuchen möglichst alles selbst zu ziehen“, erklärt sie und zeigt das Gewächshaus mit den Tomaten und Zucchinipflanzen. Daneben gedeiht die Lichtwurzel, eine Pflanze mit meterlangen Ranken und einer extrem tiefen Wurzel. Sie besitzt laut Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfpädagogik, die Fähigkeit, so genannte Lichtenergie zu binden, in der Wurzelknolle zu speichern und so dem Menschen in der Nahrung zur Verfügung zu stellen. Die rund 15 Teilnehmer der Führung hatten dabei Gelegenheit, die getrocknete Wurzel zu probieren. „Schmeckt fast wie Topinambur“, so der Christian Steinbichler. Zur Freude des Vorsitzenden und Baumwarts zeigte Barthel das Veredelungsprojekt der Schüler. „Die Reiser habe ich mit Erlaub des Gartenbauvereins am Obst- und Kulturweg geschnitten und gemeinsam mit den älteren Schülern gepfropft“, versicherte die Lehrerin.
Beim Rundgang über das Schulgelände erläuterte Barthel die Bepflanzung auf der Südseite: „Kiwi, Weinreben und Kornelkirsche sind rankende Schattenspender, die mit dem Klimawandel gut zurechtkommen und zudem Frucht bringen.“ Im Rahmen des Unterrichts werden diese auch verwertet oder wandern in die Küche der Waldorfschule. Dort kocht das Küchenteam mit Unterstützung der Schüler aus Gemüse, Obst und Kräuter täglich frische Mittagsmahlzeiten. Etliche der Teilnehmer nutzten dann auch die Gelegenheit, sich mit Jungpflanzen aus dem Schulgarten zu versorgen. Muskatellersalbei, Pimpinelle, Strohblumen etc. gedeihen jetzt bei Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins. Christian Steinbichler dankte im Namen des Vereins für die interessante Führung und lud zum geselligen Beisammensein beim Sterzer.